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Bewegung, Spaß und Blick nach vorne beim dritten Backnanger Inklusionsforum

Backnanger Inklusionsforum

Inklusion meint: Menschen mit Behinderung sind selbstverständlich beteiligt – und zwar von Anfang an, richtig praktisch – nicht als Zaungäste, nicht nur auf dem Papier. Beim inzwischen dritten Backnanger Inklusionsforum, das am vergangenen Freitag als öffentliche und sehr gut besuchte Veranstaltung im „Treff 44“ über die Bühne ging, waren Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung schon Wochen vorher voll dabei: bei der Planung des Programms, bei der Suche nach Partnern, beim Einüben von Darbietungen. Am Tag des Geschehens schließlich waren sie beteiligt am Aufbau des Buffets, gaben die Getränke aus, moderierten mit durch den Abend, traten an zum Kicker-Turnier oder belegten und servierten die Häppchen…
„Spaß haben, Erfolge feiern und Kraft schöpfen für die Zukunft“, lautete das Motto dieses Abends, der vom Kreisjugendring Rems-Murr e.V. und dem „Forum für Teilhabe“ unter aktiver Unterstützung der Backnanger Moschee veranstaltet wurde. Waren die beiden vorangegangenen Inklusionsforen geprägt von intensiver Denkarbeit, Gruppendiskussionen, Papieren, Protokollen, dem Einsatz ordentlicher Portionen „Hirnschmalz“ also, ging es diesmal sehr sinnlich, sehr rhythmisch, tänzerisch und spürbar lustig und fröhlich zu. „Vom Papier lebt keiner“, so Thomas Wildermuth vom „Forum für Teilhabe“ der Lebenshilfe, der zusammen mit Simon Meier vom Kreisjugendring die Veranstaltung moderierte und den Gästen ein abwechslungsreiches Programm für „Hirn, Herz und Hand“ ankündigte.
Ein inklusives Kickermatch machte den lockeren Anfang: Mal mit derben Lederhandschuhen, mal mit dicker Schweißerbrille kämpften die Jugendlichen am Kickertisch um Tore – das machte allen, ob mit oder ohne Behinderung, sichtbar und hörbar Spaß.

Backnanger InklusionsforumDass der Zugang zur Inklusionsthematik auch online möglich ist, glaubt Melanie Rautscher, die zweite Vorsitzende des Kreisjugendrings. Sie stellte den Gästen die Idee des so genanten „Inklu-Mats“ vor, einer online-Praxisbox für den Weg in eine inklusive Jugendarbeit, an der sie derzeit in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und dem Kreisjugendring Esslingen tüftelt. Entstehen soll eine neuartige online-Plattform, die neben einem Orientierungsleitfaden auch direkt umsetzbare Praxismodule für die Jugendarbeit enthalten wird.

Es ist unsere gemeinsame Überzeugung, dass auch der zählt, der nicht zählen kann und auch der etwas zu sagen hat, der nicht sprechen kann.
Robert Antretter, Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe

Im Saal des Jugendzentrums war derweil ein Parcours für Geschicklichkeitsübungen mit dem Rollstuhl aufgebaut, und Mitarbeiter des Kreisjugendring-Projektes „Abenteuer Inklusion“ gaben nach erfolgreicher „Prüfung“ die so genannten Rolli-Führerscheine aus. Gleich nebenan hatte ein Team um den sehbehinderten Marc Fischer vom Verein „Aussicht e.V.“ einen Blindenparcours eingerichtet, bei dem man sich im Tasten oder im Gehen mit dem Blindenstock und verbundenen Augen üben konnte.

Backnanger InklusionsforumAls Schirmherr des Abends wirkte der langjährige Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Robert Antretter. Ihn hatten die Veranstalter um ein kurzes Grußwort gebeten, eine, wie sich zeigte, gleich zweifach gute Entscheidung. Zum einen wegen der Kürze der Redezeit, an die sich Robert Antretter tatsächlich hielt. Ganz besonders aber wegen des Sachverstandes des Referenten. Der heutige Ehrenvorsitzende der Lebenshilfe weiß Veranstaltungen wie die des Backnanger Inklusionsforums, den großen Einsatz von Eltern und Betroffenen und deren Kompetenz ganz offenkundig zu schätzen. “Ich freue mich ganz besonders, dass das „Forum für Teilhabe“ zusammen mit dem Kreisjugendring daran arbeitet, eines der komplexesten und schwierigsten Themen unserer Tage der Gesellschaft verständlich zu machen“, so Antretter gleich zu Beginn.
Der in Backnang beheimatete ehemalige Bundestagsabgeordnete spannte in seiner Rede einen Bogen von Victor Hugos literarischer Behinderten-Gestalt des Glöckners von Notre Dame aus dem Jahr 1833 bis zur UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderung unserer Tage. „Damals wie heute wird das Leben behinderter Menschen davon bestimmt, wie die Gesellschaft sie wahrnimmt“. Auch heute noch müssten die Mitmenschen lernen, „dass Menschen mit Behinderungen zwar einerseits Schutz, Förderung und Begleitung brauchen, andererseits aber auch mitdenken, mitreden und mitfühlen können. Mit einem Wort: dass auch die zählen, die nicht zählen können und auch die etwas zu sagen haben, die nicht sprechen können“. Robert Antretter zeigte sich als ein überzeugter Kämpfer für die Sache der Inklusion, wohl wissend, dass es noch immer viele Skeptiker gibt. Den Anwesenden aber machte er Mut durch seine Überzeugung:“ Das wird gut gehen, weil es Menschen wie Sie gibt, die sich gemeinsam treffen, gemeinsam überlegen und gemeinsam auf den Weg machen“.

Der Glöckner von Notre Dame: Er hängte die Würde seines behinderten Lebens an die große Glocke.

Backnanger InklusionsforumGemeinsam mit Robert Antretter gingen anschließend einige der Gäste mit viel Eifer und noch mehr Spaß zum inklusiven „Prominentenkicker“: Michael Balzer, Erster Bürgermeister der Stadt Backnang, Thomas Hofmann von der Kreissparkasse Waiblingen, Gerd Huber von der Agentur für Arbeit Wailbingen, Jürgen Kamm von der Firma Nix Gut Winnenden, Erwin Kugler, Werkstattleiter der WfbM Backnang, Martin Windmüller von der Firma Windmüller GmbH, Hermann Witzig, Vorsitzender der Lebenshilfe Rems-Murr, sowie Elke Tigli und Simon Meier, beide Projektleiter des KJR-Projekts „Abenteuer Inklusion“.

Nicht der ist behindert, der ein Bein nachzieht, sonder derjenige, der andere mit dem Bein tritt.
Robert Antretter, Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung Lebenshilfe

Um das leibliche Wohl der vielen Gäste sorgten sich die Jugendlichen und Eltern des „Forums für Teilhabe“. Zusammen mit einigen Frauen aus der Moschee Backnang zauberten sie ein leckeres Buffet, bedienten die Gäste und hatten großen Spaß dabei: „Die Arbeit an der Getränkeausgabe mit meinem Kumpel war super Klasse“, meinte etwa Steffen zu seinem Einsatz.

Aber die Jugendlichen mit Behinderung hatten für dieses Inklusionsforum noch sehr viel mehr vorbereitet: einen lustigen Sketch zum Thema „Ich will einfach nur Kaffee!“, das Ballett „New York, New York“ und Hip-Hop-Performaces zusammen mit der Tanzgruppe des „Treff 44“, „Full Flava“. Bliebe noch die Frage: Wird es weitere Inklusionsforen in Backnang geben? Eine Mutter formuliert die Antwort so: „Schauen Sie in die fröhlichen Gesichter der Kids beim Helfen oder Tanzen – da lohnt sich jede Mühe im Vorfeld!“.

Backnanger Inklusionsforum

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