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1/2012: 2.9. Der Kampf gegen Rechts ist nicht allein vor Gericht zu gewinnen

Unterstützung von Opfern trägt zur Aufklärung bei

Eine der Ursachen für die misslungene Aufklärung der Hetzjagd in Winterbach von über einem Jahr ist der Mangel an Vertrauen der Opfer in die deutsche Strafverfolgung.

„Das macht überdeutlich, dass der Kampf gegen Rechts nicht allein durch Polizei und Justiz zu gewinnen ist. Es gibt in Baden-Württemberg keinerlei Beratungsangebote für die Opfer rechter Gewalt. Das ist ein großer Mangel“, sagt Martin Roller, der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (LAGO). Die LAGO trägt gemeinsam mit der Jugendstiftung das bundesgeförderte Projekt „Kompetent vor Ort – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“.
„Wir können anlassbezogen bei rechtsextremistischen Vorfällen beraten. Aber wir können nicht behaupten, dass wir ernsthaft Opferberatung anbieten können. Dafür fehlt schlicht das Geld“, macht Roller deutlich. Im Projekt wurde aktuell ein Konzept für ein solches Angebot in Baden-Württemberg entwickelt. Zumindest ein oder zwei Fachkräfte sollen dafür qualifiziert werden. „Mit ein paar finanziellen Notlösungen haben wir Mittel mit Müh und Not für diese Qualifizierung und die Konzeptentwicklung bereitstellen können. Wer die Beratung aber dann bezahlt, weiß im Moment niemand“, sagt Wolfgang Antes, Geschäftsführer der Jugendstiftung. Eine fachlich qualifizierte Beratung von Opfern rechter Gewalt bewirkt im Einzelfall sehr viel. Sie macht den Betroffenen zuallererst deutlich, dass sie nicht alleine sind, sie stärkt deren meist stark beschädigtes Selbstwertgefühl, sie organisiert Unterstützung im Umfeld, klärt rechtliche Fragen, begleitet zu Anwalts- und Gerichtsterminen.

„Diese Unterstützung“, so Roller, „schafft nicht zuletzt Mut und Raum für klare Aussagen vor Gericht! Nach den nun juristisch abgeschlossenen Erfahrungen im Fall Winterbach wird die Notwendigkeit überdeutlich. Denn für die Opfer ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen!“ Die deutlichen Worte des Richters, seine Befürchtung, dass so etwas jederzeit wieder passieren könnte, müssen als klarer Hinweis verstanden werden, dass es große Lücken gibt im Kampf gegen Rechtsextremismus. „Die Politik“, sagt Martin Roller, „muss sich mit uns Fachleuten zusammensetzen und eine gemeinsame Strategie finden. Wir haben ein funktionierendes Netzwerk auf der Landesebene. Es fehlt nicht an Konzepten und an Gesprächspartnern. Die Umsetzung liegt im Argen. Wir müssen uns entscheiden, was uns Demokratie wert ist.“

Weitere Informationen erhalten Sie bei folgenden Stellen:

Landeskoordinierungsstelle
Beratungsnetzwerk Jugendstiftung Baden-Württemberg
Tel.: 0 77 41 / 68 77 34
Fax: 0 77 41 / 68 77 35
Email: beratungsnetzwerk[at]jugendstiftung.de

Koordinierungsstelle bei der LAGO
Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung e.V. (LAGO) Baden-Württemberg
Tel.: 0 711 / 89 69 15 19
Fax: 0 711 / 89 69 15 88
Email: beratungsnetzwerk[at]lago-bw.de

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