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„Eine andere Perspektive“ – Fortbildung in der Werkstatt für Körperbehinderte der Paulinenpflege

„Fortbildung“ steht auf dem Tagesprogramm der Werkstatt für Körperbehinderte der Paulinenpflege in Backnang. 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden sich zu der Veranstaltung im Speisesaal ein, viele im Rollstuhl sitzend. Auch der Referent rollt auf vier elektrisch betriebenen Rädern heran: Simon Maier hat infantile Zerebralparese, entstanden durch Sauerstoffmangel bei seiner Geburt.
Dass ein Rollstuhlfahrer seine Erfahrungen und Erlebnisse an Menschen weitergibt, die mit Behinderungen kaum oder wenig in Berührung kommen, das macht Sinn und liegt sofort nahe. Aber in einer Werkstatt für Körperbehinderte? Impulse eines Rollifahrers für Rollifahrer? Da stutzt man erstmal.

Simon Maier stellt sich der Runde vor, erzählt, wie er seine Ausbildung am Berufsbildungswerk Neckargemünd abschloss und es stellt sich heraus, dass eine der anwesenden jungen Frauen ebenfalls an dieser Schule war. Ob man sich damals vielleicht getroffen hat? Er berichtet, wie er als Mitarbeiter zum Kreisjugendring Rems-Murr e.V. kam und wie sich dort sein ursprünglicher Arbeitsbereich verlagerte, von der Verwaltung zum Leiter des Projekts „Abenteuer Handicap“, das inzwischen umbenannt wurde in „Abenteuer Inklusion“. Er stellt die Ziele des Projektes dar: Integration des Themas in die Jugendarbeit, Aufklären über die Situation von Menschen mit Behinderung, die Betroffenen stärken, die Nichtbehinderten sensibilisieren, beide Gruppen zusammenbringen, Netzwerke knüpfen. Simon Maier zeigt Kurzfilme, die er zusammen mit dem Leiter des Jugendhauses Fellbach, Peter Hauser, realisiert hat und die auf nachfühlbare Weise jene kniffligen Situationen auf den Punkt bringen, mit denen sich Menschen mit Behinderung alltäglich konfrontiert sehen: bauliche Barrieren, wie Randsteine und Treppen, die sich plötzlich in den Weg stellen. Unachtsame, egozentrische Mitmenschen und Paragrafenreiter, denen es schlicht an Sensibilität fehlt. Technische Dummheiten, wie viel zu hohe Bedienfelder, Münzeinwürfe, Hilfetasten…

Die Mitarbeiter aus der Werkstatt für Behinderte kennen solche Situationen nur zu genau. Auf Nachfrage sprudeln die Beispiele nur so: „In der S-Bahn…“, „In der Straßenbahn…“, „Im Stuttgarter Hauptbahnhof…“ Fast jeder hat Beispiele wie aus den Filmen schon selbst erlebt. Fast jeder weiß von schwierigen Situationen zu berichten, vom Wegschauen der Passanten, vom Vorbeilaufen, vom Mitleid. Auch von einsichtigen Mitmenschen oder hilfreichen Busfahrern. Aber jeder macht das mit sich selbst aus, vielleicht mit der eigenen Familie. Viele bleiben mit diesen Erlebnissen allein. Was soll man als einzelner auch machen? Und draußen bleibt alles beim Alten.

Simon Maier und das Projekt „Abenteuer Inklusion“ gehen an die Öffentlichkeit. Sie bringen das Thema zu den Menschen, in die Schulen, in die Jugendarbeit, in die Moscheen. Und das finden alle in der Foortbildungsrunde richtig gut. “Ich finde das toll, dass er das so öffentlich macht“, bringt es Rollifahrerin Doreen Tetzel auf den Punkt. Plötzlich wird klar, auf welche Weise solche Fortbildungsveranstaltungen in einer Werkstatt für Behinderte wichtig sein können. Man kann als Mensch mit Behinderung sehr unterschiedlich umgehen mit Barrieren und Ausgrenzungen. Simon Maiers Fortbildungen machen Mut, etwas offensiver zu sein. „Die Beispiele aus dem Projekt Abenteuer Inklusion bringen eine andere Perspektive mit“, sagt Organisator Gottfried Schwegler von der Paulinenpflege und viele pflichten ihm heftig nickend zu. Perspektivenwechsel, das ist Fortbildung im allerbesten Sinn.

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