Fachtag „Grenzwertig – Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen“
Kreisjugendring und Landkreis veranstalten einen Fachtag für Eltern und Pädagogen plus Theaterprojekte für Jugendliche zu einem verdrängten und tabuisierten Thema
Jugendliche im städtischen wie im ländlichen Umfeld erleben heute eine zunehmende Sexualisierung ihres Alltags: in ihren Medien, in ihrer Musik, über Kontakte im Internet und im direkten Freundeskreis werden sie mit vielfältigen sexuellen Bezügen und mit sexueller Gewalt konfrontiert. Diese Entwicklung geht einher mit einer wachsenden Zahl sexueller Übergriffe unter Jugendlichen. Ein Drittel aller sexuellen Übergriffe an Jugendlichen werden von Menschen begangen, die selbst unter 18 Jahre alt sind. Auch im Rems-Murr Kreis wächst nach den Erfahrungen der Fachleute das Problem der sexualisierten Gewalt unter Jugendlichen.
Mit dem Fachtag „Grenzwertig – Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen“ am 16. Februar wenden sich Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern, sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Jugendarbeit dem Themenkomplex der sexuellen Gewalt unter Jugendlichen zu. Mit zwei Impulsreferaten und sechs Workshops soll die offene und lösungsorientierte Diskussion über ein weithin verdrängtes und tabuisiertes Problemfeld eröffnet werden.
Veranstalter sind der „Kreisjugendring Rems-Murr e.V.“ und die „Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt“ beim Kreisjugendamt, in Kooperation mit der VHS Winnenden. Der Fachtag ist offen für alle Interessierte.
Die Veranstaltung findet statt am 16. Februar, von 14:00 bis 18:00 Uhr. Beginn ist im großen Sitzungssaal des Rathauses um 14 Uhr mit den beiden Vorträgen. Dort werden auch zwei Workshops stattfinden. Die anderen Workshops finden in den Räumen der vhs-Winnenden, Marktstraße 47 statt. Schriftliche Anmeldung ist erforderlich. Die Gebühr für Hauptamtliche beträgt 10,- Euro, für Ehrenamtliche ist die Teilnahme kostenlos.
Theaterprojekt im umgebauten Omnibus: „Am Ende der Angst“
Im Zusammenhang mit diesem Fachtag gab es zusätzliche Angebote für Schüler und Schülerinnen der Klassenstufe 8: Die Theatergruppe „Werkraum Karlsruhe“ führte in einem umgebauten Omnibus das Theaterprojekt „Am Ende der Angst“ zum Thema sexuelle Gewalt auf: an der Geschwister-Scholl-Realschule in Winnenden am 2. und 3. Februar, an der Ernst-Heinkel-Realschule in Grunbach am 3. Februar und an der Hauptschule Geradstetten am 7. Februar.
Die Schüler steigen jeweils mit der kompletten Klasse als Zuschauer in den Bus. Zwei Schauspieler, zwei Vidoescreens, ein paar Lichter – mehr ist da nicht. Aber alles sehr kompakt, die Schülerinnen und Schüler sind, von der ersten Szene an, ziemlich nah dran am Geschehen: „Ey, Alter, mach mal Platz da, ey, rück gefälligst rüber!“ Man merkt schnell: Es geht hier um Grenzen und ihre Verletzungen. Aus den Lautsprechern ist das Mädchen Lisa zu hören, die von einer Angst redet, die da am Ende stünde. Welche Angst denn? Sanne und Ali, die in den Bus steigen, sind jedenfalls nicht beängstigend, sondern total cool. Sie zeigen sich Videos auf ihren Handys. „Fickparade-Fickparade, komm schon, komm schon, alle ficken grade“. Gefällt mir das? Schon krass vielleicht – okay. Aber Angst muss man da wohl nicht haben. Machen doch alle. Kann man doch mitmachen, oder? Wie die Rapper, die es jeder besorgen. Singen doch alle mit. Oder die Videoclips, in denen die Helden mit ihren Superwaffen die Menschen einfach so wegpusten? Schauen sich doch alle an. Komm schon! Abartige Pornofilme? Sehen doch alle hin….“ Gar nicht so einfach, das mit den Grenzen. „Das Nein ist mein größtes Problem“ sagt die junge Lisa irgendwann, und da ahnt man schon deutlich, was es mit der Angst, von der sie redet, im Stück auf sich hat…
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