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Knigge inklusiv und integrativ

Der erste gemischte „Kniggekurs“ des Kreisjugendrings für Jugendliche mit und ohne Behinderung fand kürzlich in Murrhardt seinen festlichen Abschluss

Knigge inklusiv und integrativ

Luisa weiß genau, warum sie ihr Besteck  auf dem Teller in die „20-nach-vier-Stellung“ legt: „So heißt es, dass man satt ist“, sagt sie strahlend – nicht ahnend, dass Tags darauf dieselbe Frage nach dem Sinn dieser Besteckposition von Moderator Günther Jauch im Fernsehen als die eine Million-Euro- Frage gestellt werden würde. Der Kandidat hatte es gewusst und die Million geknackt – Luisa hätte das auch geschafft. Aber Luisa sitzt nicht schwitzend im Studio von „Wer wird Millionär?“, sondern ganz entspannt im Murrhardter Restaurant „Sonne-Post“ –  und freut sich nach Vorspeise und Hauptgang jetzt auf das Dessert.

Knigge inklusiv und integrativZusammen mit 24 weiteren Jugendlichen mit und ohne Behinderung feiert sie an diesem Abend den kulinarischen Abschluss ihres „Knigge-Kurses“. Diesen Lehrgang für richtigen Stil und guten Ton bietet der Kreisjugendring Rems-Murr für Jugendliche seit vielen Jahren an. Erstmalig aber nehmen in diesem Jahr Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam teil. Gewünscht hatten sich die Eltern und Jugendlichen vom „Forum für Teilhabe der Lebenshilfe Rems-Murr“ einen solchen Kurs schon lange, und zwar ausdrücklich nicht als „Behindertenveranstaltung“, sondern in einer gemischten Jugendgruppe.
Kreisjugendring-Referentin Birgül Keser hatte schließlich die zündende Idee, fragte bei Jugendlichen in den Moscheen in Backnang und Murrhardt an – und schon war der erste Kurs „Knigge inklusiv und integrativ“ gebucht und belegt. An 4 Terminen ging es um das richtige Benehmen im Alltag, um das Grüßen, um das stilvolle Tischdecken, sogar um Tipps für Vorstellungsgespräche – und natürlich ums Essen.
Keine Frage, dass dieses abschließende 3-Gänge-Menue im Edelrestaurant für alle das krönende Highlight ist. Es konnte zustande kommen Dank eines großzügigen preislichen Entgegenkommens der Restaurantleitung. Für das Festessen haben sich nicht nur die jungen Frauen, sondern auch die jungen Männer – alle im Alter zwischen 14 und 22 Jahren – schick in Schale geworfen. Jetzt warten alle am Tisch mit dem Essen – wie bei „Knigge“ gelernt – bis die Bedienung das letzte Dessert serviert hat.

Das ganze Programm, sagt der geistig behinderte Steffen, habe ihm „großen Spaß“ gemacht. Auch Jessica hat es gefallen. Sie grenzt zwar etwas ein und meint: „Das Tischdecken ist nicht mein Ding!“, aber dennoch war auch sie bei allen Terminen immer dabei. Auch bei den Jugendlichen aus den Moscheen kam die gemeinsame Gestaltung des Kurses sehr gut an. Teilnehmerin Cigdem meint: „Der Umgang mit den Menschen mit Behinderung hat mir sehr gut gefallen – ich muss ehrlich sagen, ich hatte vorher andere Vorstellungen. Ich habe erlebt, dass sie alle sehr, sehr freundlich sind. Für mich war das eine Bereicherung!“. Auch für die Jugendlichen mit Handicap dürfte der gemeinsame Kurs über Knigge-Lernziele hinaus neue Erfahrungen und Erlebnisse hinterlassen haben: Wer ging schon mal in den Räumen einer Moschee ein und aus und hat dort zum Beispiel das Tischdecken geübt? Projektleiterin Birgül Keser wertet dieses erste gemischte Experiment als vollen Erfolg. Auch für sie war das Neuland, auch sie hat dazugelernt. Beispielsweise wurde ihr während des Kurses sehr deutlich: „Auch Pubertät ist inklusiv. Die Interessen und die Äußerungen der Jugendlichen sind sehr ähnlich. Ob mit oder ohne Behinderung: man merkt, dass die jungen Menschen ihre Persönlichkeit entwickeln“.

Knigge inklusiv und integrativ

Und die Eltern, wie stehen die zum Knigge-Kurs? Zuerst betonen die Eltern der Kinder mit Behinderung die große Gemeinschaft, die sie bei den Jugendlichen erlebt haben. Offenbar sehnen sie sich danach ganz besonders: dass es gemischte Aktivitäten wie diese für ihre Kinder auch in anderen Bereichen häufiger gibt. Aber natürlich sehen Eltern so einen Kurs auch ganz pragmatisch und hoffen, so der Vater eines behinderten Jugendlichen, „dass etwas hängen bleibt für zu Hause“. Aus Vaterperspektive, meint er schmunzelnd, wäre Tischdecken zum Beispiel gar nicht schlecht.

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