„Toleranz muss vorgelebt werden!“
Zur aktuellen Debatte um die Aufnahme des Themas „sexuelle Vielfalt“ in den Bildungsplan in Baden-Württemberg hatte die Waiblinger Kreiszeitung nach einer „jugendlichen Stimme“ für einen Gastkommentar gesucht. KJR-Vorstandsmitglied Elisabeth Schweizer hatte sich bereit erklärt, ihre Ansicht zu dem Streitthema aus der Perspektive einer Schülerin zusammenzufassen.
Ihr Kommentar wurde am 23. Januar in der Rubrik „Rems-Murr-Rundschau“ veröffentlicht:
„Sexuelle Vielfalt in den Grundschulbildungsplan?!“ ist das aktuelle Thema, worüber in meiner Klassenstufe zur Zeit viel debattiert wird.
Glücklicherweise haben wir Lehrer, die uns Raum für solche Diskussionen geben, denn an den Beiträgen und Kommentaren mancher Mitschülern gemessen, ist es dringend an der Zeit (in der Oberstufe), für dieses Thema zu sensibilisieren. Nur so kann die große Scheu, mangelnde Information und der enorme Vorurteilsvorrat angegangen werden.
Uns Jugendlichen wird durch diesen Austausch die Sicht möglich, die erst die eigentliche Schwierigkeit beinhaltet, denn wer das Vorurteils-Niveau verlässt und auf die Vielschichtigkeit des Themas stößt, merkt, dass die Meinungsbildung schwer ist.Nehmen wir an, mit „sexueller Vielfalt“ ist die Spanne von heterosexuell bis homosexuell gemeint, so bin ich im Zwiespalt, ob diese in den Grundschulbildungsplan gehört.
Einerseits würden die Kinder früh für dieses Thema sensibilisiert werden und früh anfangen, Vorurteile abzuschaffen (oder gar nicht erst aufzubauen), was sie bestenfalls auch in der Familie durchsetzten würden.
Homosexualität wäre vielleicht kein Tabu-Thema mehr und Kinder würden von Anfang an zu Offenheit diesbezüglich erzogen werden.
Andererseits sind Kinder im Grundschulalter einfach noch sehr jung und vielleicht sogar zu jung um mit diesem Thema (überhaupt mit dem Thema Sexualität) konfrontiert zu werden.
Sie sind vielleicht einfach noch nicht reif genug dafür und könnten es nicht verarbeiten.
Außerdem halte ich es für unmöglich, dass das eigentliche Ziel der ganzen Aktion, nämlich Toleranzbildung in einer Gesellschaft, den Weg von der Grundschule ins Elternhaus finden kann.Durch diese Erweiterung des Bildungsplans soll Akzeptanz und Toleranz für Homosexualität geschaffen werden, doch Akzeptanz und Toleranz überhaupt in den Bildungsplan aufzunehmen ist eigentlich absurd. Es sind ja schließlich keine technischen Fähigkeiten, die man sich durch Auswendiglernen aneignen kann, sondern Werte, die gelebt werden müssen.
Das ist meiner Meinung nach der springende Punkt: Toleranz muss vorgelebt werden.Kinder übernehmen Werte und Einstellungen, die ihnen vorgelebt werden.
Das Thema „sexuelle Vielfalt“ muss also unbedingt zuerst einmal in der Erwachsenenwelt ankommen und verarbeitet werden.
Wir brauchen tolerante Erwachsene, die dann als Eltern, Lehrer, Trainer und einfach als Menschen Vorbild sind.“
Elisabeth Schweizer, 16 J, Gymnasiastin, ist Mitglied im Vorstand des Kreisjugendrings Rems-Murr e.V.
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