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Vereintes Feiern für die Vielfalt

Auftaktkonzert der Initiative „Vielfalt tut gut“ mit angesagten Bands – Rund 300 Besucher in der Murrhardter Stadthalle.

MURRHARDT. Die Stammbelegschaft der Initiative „Vielfalt tut gut“, die eine ganze Reihe von attraktiven Veranstaltungen plant, besteht aus etwa 15 vorwiegend Ehrenamtlichen. Für das Auftaktkonzert mit den Bands Karlsson und Jamaram waren es fast 40 Helfer.

Zusammen mit seinem Freund Jan Sittart hat der 32-jährige Schreiner Christian Staita die Veranstaltungsreihe „Vielfalt tut gut“ wiederbelebt, um ein Zeichen zu setzen. Es ist ihnen und den vielen Helfern „ein akutes Anliegen“, allen Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, ihre Solidarität zu signalisieren. Seit März vorigen Jahres bereits laufen die Vorbereitungen, die unter anderem vom Kreisjugendamt und dem Kreisjugendring unterstützt werden.

Geplant ist eine Vielfalt an Events, die ihresgleichen sucht: „kulturell, kreativ, sportlich – alles unter dem Motto Vielfalt“, wie Christian Staita es formuliert. Zum Auftaktkonzert konnten Karlsson aus Köln und als Hauptact Jamaram aus München gewonnen werden – beides sozial engagierte Bands, für die es eine Selbstverständlichkeit war, den Murrhardtern ohne Zögern zuzusagen.

Karlsson spielen Indie-Punk und Emo, die Band bewegt sich irgendwo zwischen Muff Potter, Captain Planet und Jupiter Jones. Ihre deutschsprachigen Texte kreisen um „die Themen, die ihnen das Leben aufzwingt“. Es sind vorwiegend (noch) Studenten, die in Köln regelmäßig Soli-Konzerte für Geflüchtete und andere soziale Projekte spielen und sich an Spendenaktionen beteiligen, wie Bassist und Sänger Kilian am Rande des Konzerts mitteilt. „Das Motto der Veranstaltung können wir hundertprozentig unterschreiben“, versichert ein Bandkollege dem Publikum später und ergänzt: „Wir alle müssen Zeichen setzen in Zeiten, in denen Rechtspopulisten immer mehr an Stimmen gewinnen.“ Das Publikum lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch überschauen und reagiert anfangs verhalten, aber freundlich auf die kraftvolle Mugge der Kölner. Carolin Scheib, eine junge Erzieherin aus Murrhardt, sagt „Jawoll“ zum Anliegen der Organisatoren. Sie ist mit einer Frau verheiratet und von daher vor allem im Beruf noch regelmäßig mit Vorurteilen konfrontiert. „Den engen Horizont sollte man ein bissle erweitern“, sagt sie und begrüßt es, auch auf dieser Veranstaltung Gesicht zeigen zu können.

Foto: J. Fiedler

„Immer gut, wenn in Murrhardt was los ist“, findet es Isabell Hoffmann, die für die sanitätsdienstliche Absicherung des Abends verantwortlich ist. Die Sanitäterin vom DRK-Ortsverband Sulzbach: „Für uns ist Vielfalt eine Selbstverständlichkeit. Wir dürfen überhaupt keinen Unterschied machen, egal wer oder was jemand ist, ob er Geld hat oder nicht – wir helfen einfach.“ Ihre Kollegin Sabine Kerber stimmt dem zu und ergänzt: „Wir sind für alle und alles offen, die Herkunft eines Menschen ist uns egal. Das ist für uns ein Mensch und mehr nicht.“

Vorwiegend Murrhardter haben heute Abend in die Stadthalle gefunden, aber auch einige relativ Weitgereiste Jamaram-Fans sind gekommen: Manuela Klopp und Claudia Romig aus Künzelsau tragen gelbe Jamaram-T-Shirts. Sie versuchen möglichst viele Gigs der geliebten Band zu besuchen. Es sei mindestens ihr 15. Konzert heute, und sie finden das Motto gut. „Jeder Mensch hat seine eigene Welt, die man respektieren muss“, bemerkt Manuela und erzählt, dass die Band kürzlich bei einem Konzert in Würzburg zwei Rollstuhlfahrer auf die Bühne holte. „Jamaram machen einfach gute Laune und nehmen einen immer wieder mit.“

Ihre Einschätzung soll sich auch dieses Mal in Murrhardt bewahrheiten. Zwischen den Band-Acts leert sich der Saal wieder und die Leute ziehen sich auf die Terrasse zurück, aber die treuesten Fans haben sich vor der Bühne auf den Boden gesetzt, während Techniker und Roadies umbauen. Erwartungsvoll und entspannt ist die Stimmung, das Publikum bunt wie das Motto der Veranstaltungsreihe: Menschen verschiedener Generationen und Hautfarben, Paradiesvögel und Normalos sind anwesend, und alle haben ihren Spaß. Als die achtköpfige Band Jamaram einsteigt, beginnt das Publikum sofort zu tanzen und begeistert zu applaudieren. Die Menge wogt regelrecht, denn die Vibes sind ansteckend und grooven ungemein, die Gesichter auf und vor der Bühne unendlich glücklich. Längst hat die Terrasse sich geleert. Ein Farb- und Nebelrausch unterstreicht die kraftvolle Show der Band, die das Publikum in der Hand zu haben scheint.

Jamaram: Das ist eine vielfältig sozial engagierte Formation, da bedarf es nicht vieler Worte. „Schimpfen kann man immer“, sagt der rastlose Frontmann nur, man müsse aber „was Positives machen.“ Und: „Ihr habt einen sehr coolen Verein hier!“ Ansonsten sprechen ihr internationaler Musik-Mix, die klangliche Farbenfreude, ihre ansteckende, pulsierende Vitalität und ungemein eingängige Rhythmik sowie die friedliebende Ausstrahlung für sich. An die 300 Menschen sind gekommen, das findet Sonja Großhans von der Fachstelle für Demokratieförderung und Rechtsextremismusprävention beim Kreisjugendamt „ganz schön“. Ihr ist es wichtig, dass die Veranstaltungsreihe nicht nur nach außen wirkt, sondern auch innerhalb der Gemeinschaft den Zusammenhalt engagierter Menschen stärkt. Es sei notwendig, sich auch zu feiern und seiner Kraft zu versichern. An diesem Abend in Murrhardt ist es gelungen.

Quelle: Murrhardter Zeitung (02.05.2018 – Carmen Warstat)

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