Arbeitsluft schnuppern am „Aktionstag Berufswelt“
„Es hat Spaß gemacht, die Imbisshäppchen vorzubereiten“, strahlt der 13-jährige Schüler aus Fellbach. Sosias Weiss schnuppert am „Aktionstag Berufswelt“ echte Arbeitsluft im Verkaufsraum der Metzgerei Klingler und bedient – in Firmenjacke und mit Schürze- gleich mal die Gäste des Pressetermins. Verkäufer sei eigentlich sowieso sein Berufsziel, meint der Werkrealschüler – und wenn man ihn so servieren sieht, dann denkt man sofort: das passt! Der Achtklässler schaut den fremden Menschen sehr offen in die Augen, er geht aufmerksam und freundlich auf sie zu und lächelt sogar noch dabei. Wie oft wäre man beim Einkaufen nicht schon über wenigstens eine dieser Qualitäten dankbar gewesen?
Der Fellbacher Jugendliche ist einer von insgesamt 855 Schülerinnen und Schülern im Rems-Murr-Kreis, die die Chance nutzten und sich beim diesjährigen „Aktionstag Berufswelt“ ein realitätsnahes Bild vom vielleicht zukünftigen Ausbildungsalltag machten. 135 Unternehmen öffneten dazu ihre Türen, ihre Werkstätten, Hallen und Büros. So auch der inhabergeführte Fellbacher Traditionsbetrieb Metzgerei Klingler. Hier nahmen am Aktionstag gleich drei interessierte Schüler die Gelegenheit zum Schnuppern wahr und Betriebsinhaber Thomas Klingler zeigte sich darüber sehr erfreut. Es gebe in seiner Branche, wie er betonte, „viele kreative Entfaltungsmöglichkeiten und berufliche Zukunfts- und Aufstiegschancen“, die jedoch leider viel zu wenig bekannt seien. Wer kennt schon die unterschiedlichen Fachrichtungen im Fleischerhandwerk? Wer weiß schon, dass für heutige Metzgergesellen das Schlachten der Tiere gar nicht mehr zwingend zur Ausbildung gehört? Stattdessen, so Metzgermeister Klingler, sei der „kochende Fleischer“ das zukunftsweisende Berufsbild. Hier könne eine solide Berufsausbildung der mögliche Startschuss für vielfältige Karrieren als „Spezialist für Lebensmittel“ sein – bis hin zum Studium im Fachbereich „Food Management“. „Die Möglichkeiten sind da – aber viel zu wenig bekannt“, so der Ausbildungsmeister.
In anderen Branchen liege das Problem ganz ähnlich, so Joachim Rapp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: “Der Öffentlichkeit und zu vielen Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern ist nicht bekannt, welche guten beruflichen Perspektiven im Handwerk geboten sind“. Dies gelte nicht nur im Handwerk, sondern für Ausbildungsberufe allgemein, ergänzt Holger Sträßer von der Agentur für Arbeit. Viele Eltern und Schüler seien derzeit stark auf weiterführende Schulen und einen besseren schulischen Abschluss fixiert. Aber nicht für alle, so die Erfahrung der Arbeitsagentur, werde dies am Ende auch der bessere Weg sein. Zielführender wäre es in nicht wenigen Fällen offenbar gewesen, die Jugendlichen hätten gleich eine duale Ausbildung begonnen. „Es ist nachgewiesen“, so Holger Sträßer, „dass eine erfolgreich abgeschlossene berufliche Ausbildung das Risiko arbeitslos zu werden, deutlich vermindert, zumal Fachkräfte in vielen Bereichen gesucht werden“.
Wichtig bleibt, dass die Jugendlichen vor ihrer Entscheidung gut informiert werden, die Bandbreite der Angebote kennen lernen und einen realistischen Eindruck von den Arbeitsfeldern erhalten. Die Chance, Berufe in der Praxis zu erleben, boten die Veranstalter des Aktionstages auch in diesem Jahr gemeinsam und kreisweit an: die Arbeitsagentur, die IHK, die Kreishandwerkerschaft, der Kreisjugendring, der Landkreis, der Verband Südwestmetall und das staatliche Schulamt Backnang.
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