Mit Music,Clips und Poetry kreativ gegen Extremismus und Gewalt
Beiträge für Vielfalt und Toleranz beim Finale des Wettbewerbs „Mach Dein Ding gegen Rechts!“ – Das Projekt wurde gefördert durch den „Aktionsplan Winnenden“
Es gibt sie, die jungen Menschen, die sich mit Power und Kreativität gegen Gewalt und Hass stellen – man muss sie nur ermutigen, unterstützen und zusammenbringen. Das war die Überzeugung, die den Förderverein Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden dazu brachte, den Kreativ-Kontest „Mach dein Ding gegen Rechts!“ zu initiieren. Und der große Erfolg des Aufrufes gab ihnen mehr als Recht: rund 100 Wettbewerbsbeiträge gingen ein, aus Winnenden, der Region, aus dem Ländle, aber auch aus dem Rest der Republik. Am 13.12. ging der Wettbewerb mit einem großen, sehr breit gefächerten Finale und lokalem Support durch die Punk-Legenden „NoRMAhL“zu Ende. Die besten der Kreativen standen in der Hermann Schwab Halle auf der Bühne, jeder mit seinem eigenen Ding gegen Rechts, aber alle gemeinsam: klar, laut und unzweideutig.
Außer Konkurrenz zählte die bühnenerfahrene Steffi-Mira den Auftakt des Finales ein. Sie präsentierte ihren hitverdächtigen Song „Die Farbe Deiner Haut“, und machte damit schon mal den Grundton des Abends klar: keine faulen Kompromisse in der Haltung gegen Rechts. Der Refrain ihres Songs spricht Klartext: „Die Farbe deiner Haut tangiert mich äußerst perifär – und auf den Punkt gebracht: sie ist mir sch…egal!“.
Steffi-Mira hatte schon im Vorfeld mit ihrem Motto-Song für die Teilnahme am Wettbewerb geworben, genauso wie Rapper Danny Fresh aus Mannheim, der als Moderator locker und frisch durch das Finale führte.
Der Wettbewerb in Winnenden wurde aus Mitteln des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ finanziell unterstützt. Zusammen mit dem Kreisjugendring Rems-Murr e.V. hat die Stadt innerhalb dieses Programms den „Lokalen Aktionsplan Winnenden“ (LAP) entworfen, der entsprechende Projekte fördert (s. Kasten).
Der Jury war schon die Auswahl der Finalisten unter den 100 eingereichten Beiträgen nicht leicht gefallen, noch schwerer die Aufgabe, unter den 15 Live-Beiträgen die drei Sieger auszuwählen. Besetzt war die Jury mit je einem Vertreter des Jugendgemeinderats, des Aktionsbündnisses Amoklauf, des Kultusministeriums, des Zeitungsverlags Waiblingen, der 7us media group, und des Kreisjugendrings, sowie dem „RTL-Supertalent“-Kandidaten David Petras und dem drittplatzierten DSDS-Kandidaten und künftigen Vertreter der Schweiz beim European Song Contest, Jesse Rich.
Schulband des Lessing-Gymnasiums mit am Start
Den besonderen Charakter des Wettbewerbs, nämlich die Vielfalt der Genres und die bunte Mischung der Künstler, dokumentierte auf beeindruckende Weise gleich die erste Gruppe der Finalisten, die Schulband des Winnender Lessing-Gymnasiums, die sich „Fast Alaska“ nennt. Mit 17 Musikern bzw. Sängerinnen und Sängern und noch mehr Darstellern auf der Bühne, präsentierten die Schüler unter der Leitung von Thomas Reitenbach ihren Song mit dem programmatischen Titel „Being different is not a crime“. In dem musikalischen Wechselbad der großen Band fanden sich Elemente aus Jazz, Pop, Rock und Reggae. Trotz der mit spürbarer Begeisterung und viel Spaß vorgetragenen Nummer und der großen Unterstützung aus dem Publikum schafften es die Schüler nicht ganz auf einen der ersten Plätze.
Die Startnummer zwei dagegen brachte der Sängerin „Lil`Ela“ ganz offenbar Glück: mit ihrem ausdrucksstark und regelrecht professionell vorgetragenen Song „Blind“ brachte es die Göppingerin tatsächlich auch auf den zweiten Platz – und das zurecht und verdient. In ihrem unter die Haut gehenden Lied beklagt die 25-Jährige, dass wir alle viel zu oft nichts sehen, z. B. dann, wenn es anderen nicht gut geht.
„Gemeinsam gegen den Krieg – gemeinsam für die Musik“
Um ein Mehr an Gemeinsamkeit ging es auch den Rappern von „Rheinflanke“ mit ihrem Song „Gemeinsam“. Mit ansteckender Power grooven und reimen die von weit her gereisten Jungs: „Gemeinsam gegen Rassisten, gemeinsam gegen Faschisten, gemeinsam gegen den Krieg, gemeinsam für die Musik“.
HipHop mit atemberaubender Choreographie und dem Song „Appreciate it“ boten die beiden Musiker von „Around us“. Sie überzeugten Publikum und Jury gleichermaßen, so dass es das Duo aus Nellmersbach am Ende auf den Dritten Rang schaffte.
Unbestritten, weil sowohl in der Performance als auch in der Aussage auf sehr ausgereiftem und professionellen Niveau, erreichte der letzte Act der Finalisten schließlich den ersten Preis: die Gruppe „Zeitlos“, mit ihrem Song „Wir sind gleich“, einer Hymne für die Achtung der Menschenwürde. Vor allem live kommt der Appell der beiden Performer sehr eindringlich und dennoch authentisch rüber:“ Es gibt keine Unterschiede, das einzige, was zählt, ist Nächstenliebe“.
„Es tut gut, gerade solche Texte zu hören – und dazu die Lebensfreude und Offenheit der jungen Menschen zu spüren“, sagt eine Zuhörerin. „Man hat schließlich bei Rappern und auch bei anderen Genres der angesagten Musik längst genügend Texte gehört, die zum Bersten angefüllt sind mit Gewalt und frauenfeindlichen Sprüchen“, ergänzt die Mutter von zwei Kindern.
Videoclips, Texte und Gedichte
Neben den Musikern waren auch eingereichte Videoclips auf der Bühne zu sehen, die für Vielfalt warben, an die Bereitschaft zur Toleranz appellierten und etwa – wie der Streifen von Robert Rymes – den Aufruf hinterließen: „Check Deine Vorurteile!“. Auch der Clip von Tim Flaig, Dismas Movie“, wandte sich gegen Vorurteile, weil sie den Frieden gefährden.
Zur besonderen Farbigkeit des Wettbewerbs gehörte schließlich, dass auf der Bühne auch Text- und Gedichtbeiträge vorgetragen wurden: Dilnaz Alhan („Menschen in einer anderen Welt“), Marie Teich („Fremd“), und Janina Michl („Kein Mensch ist illegal“). Clips und Texte erreichten, wie zu erwarten, keinen der Sieger-Plätze. Es wäre wohl sinnvoll gewesen, sie nicht gegen die Musik antreten zu lassen, sondern hier eine eigene Kategorie einzurichten. Verzichten sollte man auf diese Beiträge nicht, denn sie waren in jedem Fall eine große Bereicherung für den Abend und ein Beweis für die Vielfalt der Beschäftigungen der jungen Menschen mit dem Thema. Und genau das war in den Augen der Initiatoren eines der wichtigen Anliegen der Aktion: „Es ist toll, dass sich so viele junge Menschen auf so unterschiedliche Art mit der Thematik auseinandersetzen“, sagt Hardy Schober vom Aktionsbündnis Amoklauf. „Alle Beteiligten an den 100 Einsendungen stellen sich nicht nur die Frage, wie kann ich etwas gegen Rechts machen?, sondern sie tun auch etwas“. Und Tobias Sellmaier vom Förderverein Aktionsbündnis Amoklauf ergänzt: „Für uns war das eine erste Aktion dieser Art – aber wenn von Schulen und Schülern weitere Ideen kommen, dann werden wir das jederzeit wieder unterstützen. Wir sind eine Stiftung gegen Gewalt an Schulen“.
Weitere Finalisten
- Lil`Kay – Gegen Rechts
- Voicians – This Pain Feels Real
- Uritup – Ants
- Signalis – Ich Mag Dich Laut
- Taken from None – Rescued
- Gravitude – The Day The Nazi Died
- Andreas Kümmert – Judas
- Yoyo & Cocaina Air Line – Hoch!
- Mulattenpack – Asylant
Die CD zum Finale
Die Final-CD enthält die Texte im Booklet, alle 15 Songs, plus 5 Bonus Tracks von NoRMAhL, C.J. Taylor feat. Mawuli, David Petras, Steffi-Mira und Jesse Rich. Sie ist erhältlich beim Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden (10,-Euro).
Alle Videoclips unter: www.mach-dein-ding-gegen-rechts.de
Das Video zum Finale
Video-Interviews mit Stars und Besuchern des Finales haben Jugendliche zusammen mit dem Kreisjugendring-Medienpädagogen Robert Rymes aufgenommen. Herausgekommen ist ein kurzweiliger, dennoch sehr informativer Streifen:
Aktionsplan Winnenden
Auch für das Jahr 2013 stehen aus dem Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ Fördermittel für Lokale Aktionsplan-Projekte (LAP) in Winnenden zur Verfügung. Als Koordinierungsstelle für den LAP Winnenden bietet der Kreisjugendring Hilfe bei Fragen und bei der konkreten Antragstellung an, so dass sich niemand durch formale Hürden abschrecken lassen sollte.
Weitere Infos sind zu finden unter: www.aktionsplan-winnenden.de
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