„Mitmachen Ehrensache“: Erstmals jobbten Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam für einen guten Zweck
Steffen und Annika sind schnell ein eingespieltes Team geworden: im Handumdrehen verpacken die Schüler die Dekostoffe in Folie und stapeln die Päckchen sauber auf dem Wagen. Viel früher als erwartet ist der erste Job in der Firma „Südbund“ fast schon erledigt – und Vesperpause haben sie auch noch nicht gemacht. Nur wenige Kilometer entfernt steht derweil Luca bei der Firma „Schwarzmarkt“ im Laden und füllt mit Hingabe das Mützenregal auf. Zuvor hatte er schon Staubsaugen im Modegeschäft erledigt, nachher ist Einräumen einer neuen Lieferung an der Reihe.
Steffen und Luca sind zwei von insgesamt 16 Schülerinnen und Schülern mit geistiger Behinderung, die in diesem Jahr zum ersten Mal beim Aktionstag „Mitmachen-Ehrensache“ am 5.12. dabei waren. Die Initiative zur Teilnahme von Jugendlichen mit geistiger Behinderung an dieser Aktion kommt von betroffenen Eltern, die sich in Backnang im „Forum für Teilhabe“ der Lebenshilfe zusammengeschlossen haben. „Das ist Inklusion: gemeinsam für einen guten Zweck arbeiten“, so Thomas Wildermuth von der Elterninitiative. Die Aktion sei eine ideale Gelegenheit, Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen und einander zu begegnen.
„Mitmachen Ehrensache“ läuft im Rems-Murr-Kreis bereits seit 2002: Anstatt die Schulbank zu drücken, können junge Menschen einen Tag für einen guten Zweck arbeiten. Das eigentlich „verdiente“ Geld kommt Projekten im Rems-Murr Kreis zugute. Koordiniert wird die gesamte Aktion wird vom Kreisjugendring. Geschätzte 300 Schülerinnen und Schüler – alle Beteiligten hatten die Zahlen noch nicht gemeldet – waren in diesem Jahr an der Aktion im Kreis beteiligt. Seit 2002 haben sich so knapp 4.500 Schülerinnen und Schüler kreisweit bei über 1.900 Arbeitgebern engagiert und dadurch mehr als 89.000 € für soziale Jugendprojekte erarbeitet. Das gespendete Geld geht in diesem Jahr zur Hälfte an den INa e.V in Schwaikheim, der Kinder und Jugendliche, die aus den verschiedensten Gründen benachteiligt sind, in allen schulischen und außerschulischen Belangen unterstützt. Die andere Hälfte des Geldes fließt in den Jugendfonds im Kreishaus der Jugendarbeit. Damit werden kleine Jugendprojekte unbürokratisch unterstützt.
Am Packtisch der Firma Südbund ist Steffen Heinisch voll bei der Sache. „Das Einpacken und Arbeiten gefällt mir gut“, sagt der 17Jährige. Unterstützt wird er beim Job-Einsatz von seiner Tandem-Partnerin Annika Belz, Schülerin am Taus- Gymnasium, die von Steffens Mutter angefragt worden war. Auch Annika jobbt gerne und mit sehr viel Spaß für den guten Zweck. „Das klappt wunderbar“, freut sich Birgit Ischinger, Personalreferentin der Firma Südbund und führt Annika und Steffen zum nächsten Job ins Archiv. Sie ist von der Öffnung der Aktion für Menschen mit Handicap voll überzeugt: „Man muss offen sein, man muss die Menschen mit Behinderung bestmöglich integrieren“.
So sieht das auch Daniel Mendes, Storemanager im Backnanger Streetwear-Haus „Schwarzmarkt“. „Diese doppelt gute Sache unterstützen wir gerne“, sagt er und macht sich mit Luca Schüle ans Auspacken der neuen Ware. So erhält der Schüler der Bodelschwingh-Schule Murrhardt einen guten Einblick in seinen Traumjob als Verkäufer und tut dabei selber noch Gutes für andere. Und wer weiß: vielleicht ist ja sogar mal ein Praktikum drin? Es wäre jedenfalls bei „Mitmachen Ehrensache“ nicht das erste Mal.
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