Sozialministerin Katrin Altpeter zu Besuch in der Schorndorfer Moschee
Auf Einladung der Islamischen Gemeinde zu Schorndorf e.V. und des Kreisjugendrings Rems-Murr e.V. besuchte Frau Sozialministerin Katrin Altpeter am 18. 01. 2013 die Moschee im Schorndorfer Hammerschlag zum Freitagsgebet. In einem anschließenden offenen Gespräch im Veranstaltungssaal der Moschee kreisten die Fragen an die Politikerin um so unterschiedliche Bereiche wie ehrenamtliches Engagement, Schul- und Berufsausbildung von türkischen Jugendlichen – und deutsches Bestattungsrecht…
Begrüßt wurden die zahlreichen Gäste in der Moschee vom ersten Vorsitzenden des Moscheevereins, Ragip Özbek, dem türkischstämmigen Schorndorfer Stadtrat Yalcin Akgün und von Frank Baumeister vom Kreisjugendring.
Grußworte gab es zu Beginn der Veranstaltung vom türkischen Generalkonsul, Mustafa Türker Ari, und von Oberbürgermeister Jürgen Klopfer. Der türkische Generalkonsul erinnerte in seiner Rede daran, dass man sich bereits vor rund einem Jahr bei einem ähnlichen Treffen darüber verständigt habe, mehr dafür zu tun, um türkischstämmigen Bürgerinnen und Bürgern einen besseren Zugang in das soziale Ehrenamt und auch in die Pflegeberufe zu ermöglichen. Für diese Tätigkeiten und Berufe sehe er in der türkischen Gemeinde eine wachsende Zielgruppe. Dies umso mehr, als das hiesige Sozial- und Gesundheitswesen nach wie vor nicht ausreichend auf die Bedürfnisse türkischer Senioren und Pflegebedürftiger abgestimmt sei. Türkischstämmiges Personal könnte hier wichtige Brücken bauen . „Mehr freiwilliges Engagement und professionelle Hilfe ist wichtig“, so der Generalkonsul, der abschließend auch noch einen konkreten Wunsch äußerte: Den nach einem türkischen Friedhof.
Es stehen für mich drei zentrale Themen ganz oben auf der politischen Agenda: Der demografische Wandel, die Energiewende – und das Thema Integration.
Oberbürgermeister Jürgen Klopfer, Schorndorf
Mehr ehrenamtliches Engagement der Gemeindglieder kann in Schorndorf auch der Moscheeverein selber dringend vertragen, das jedenfalls ergab die erste von Frank Baumeister moderierte Fragerunde. Vor allem bei den jungen Erwachsenen sieht der erste Vorsitzende einen deutlichen Abfall des Engagements, und zwar dann, wenn Führerschein und Auto plötzlich wichtiger werden als alles andere. Bislang leisteten ehrenamtlich die Frauen deutlich mehr in den Moscheen als die Männer, diese Überzeugung jedenfalls vertrat eine Frau aus dem Publikum – und erntete dafür Beifall bei den anwesenden Frauen. Der erste Vorsitzende widersprach dieser Ansicht nicht, sondern äußerte sich geschickt und diplomatisch: „Wenn man die Frauen in der Moschee hat, kommen auch die Männer“.
Zum Thema ehrenamtliches Engagement konnte Ministerin Altpeter berichten, dass Baden-Württemberg hier zwar bereits eine Spitzenposition einnehme, dass aber dennoch bei Teilgruppen der Bevölkerung Wachstumspotential bestehe, und zwar insbesondere bei den Älteren und bei Menschen mit Migrationshintergrund. Man habe daher das Projekt „Mittendrin“ angestoßen, mit dem Freiwillige angesprochen werden sollen, die sich bisher nicht engagiert haben.
Wenn man die Frauen in der Moschee hat, kommen auch die Männer.
Der erste Vorsitzende des Moscheevereins Schorndorf, Ragip Özbek
Mehr Engagement von Menschen mit ausländischen Wurzeln wünschte sich Katrin Altpeter auch in der Kommunal- und Landespolitik: „Im Sinne eines konstruktiven Weiterentwickelns unserer Gesellschaft sollten wir dringend mehr Menschen für die Politik interessieren!“.
Schließlich machte die Ministerin den anwesenden Frauen Mut, eine solide Ausbildung und eine sozialversicherungspflichtige Berufsanstellung anzustreben: “Frauen, lasst Euch nicht auf 400-Euro-Jobs ein! Verlasst Euch nicht darauf, dass Euch später die Altersversorgung der Männer zur Verfügung steht!“, so der Appell der Sozialministerin. Dem konnte sich der Leiter der Agentur für Arbeit aus Waiblingen, Jürgen Kurz, nur anschließen. Er bot den betroffenen Frauen die Hilfe der Arbeitsagentur an, musste aber auch feststellen, dass offenbar viele Frauen mit Migrationshintergrund den Weg zur Arbeitsagentur bisher scheuten. Daher sein eindringlicher Aufruf: „Kommen Sie zu uns! Machen Sie eine Ausbildung!“ Jürgen Kurz gab bekannt, dass in Waiblingen inzwischen eine türkische Berufsberaterin angestellt wurde und er warb für ein spezielles Projekt: Eine kultursensible Ausbildung in Altenpflege, die von der Türkische Gemeinde Baden-Württemberg, der Ludwig Schlaich Akademie und der Arbeitsagentur angeboten wird.
Insgesamt sollen laut Jürgen Kurz 150 neue Arbeitsplätze im Bereich der Pflege in den Jahren 2013 und 2014 neu aufgebaut werden.
Frauen, lasst Euch nicht auf 400-Euro-Jobs ein! Verlasst Euch nicht darauf, dass Euch später die Altersversorgung der Männer zur Verfügung steht!
Sozialministerin Katrin Altpeter
Die abschließende Fragerunde an Ministerin Altpeter drehte sich schließlich um ein –gar nicht so weit entferntes – anderes Thema: Das deutsche Bestattungsrecht. Hier konnte Katrin Altpeter den Moscheebesuchern mitteilen, dass sich vermutlich bald etwas bewege und im Landtag alle Fraktionen Zustimmung signalisiert hätten zu drei wichtigen Veränderungen: Kein Sargzwang, schnellere Bestattungen und die Gewährleistung der „Ewigen Ruhe“.
Alle Beteiligten zeigten sich am Ende sehr zufrieden über das Gespräch und den Austausch, der in angenehm offener Atmosphäre geführt wurde – ganz im Sinne der vom türkischen Generalkonsul eingangs formulierten Feststellung: „Friedliches Zusammenleben braucht Offenheit!“
Kommen Sie zu uns! Machen Sie eine Ausbildung!
Der Leiter der Agentur für Arbeit Waiblingen, Jürgen Kurz
Friedliches Zusammenleben braucht Offenheit!
Der türkische Generalkonsul, Mustafa Türker Ari
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