Zeitreise ins barocke Leben
Ehrenamtliche des Projekts „Individuelle Lernbegleitung“ waren zu Besuch in Ludwigsburg
Wie stieg man 1788 am württenbergischen Hofe die Treppen empor? Welche Gastgeschenke waren bei einer Einladung von Herzog Carl Eugen ins Ludwigsburger Schloss angemessen? Mit solchen Fragen kennt sich als „Zeitgenosse“ der edle Herr Baron von Bühler bestens aus. Vornehm gekleidet, mit weißen Handschuhen, Dreispitz und wallender Perücke, begrüßte er die Lernbegleiter und Koordinatorinnen des Projekts „Individuelle Lernbegleitung“ (ILB) aus Stuttgart, Ludwigsburg und dem Rems Murr Kreis, um sie bei einem amüsanten Spaziergang durch das Ludwigsburger Schloss in die Glanzzeit des württembergischen Herzogshofes einzuführen. So lernten nebenbei die Damen, schräg die Treppen zu besteigen, und die Herren, den Baron korrekt mit „Durchlaucht“ anzusprechen. Auch Theaterrequisiten, die Donnergrollen im urtümlichen Schlosstheater erzeugten, konnten ausprobiert werden. Ein kurzer Blick wurde schließlich noch in die Schlosskirche geworfen, die Carl Eugen, wie zu erfahren war, als einziger Besucher bisweilen noch während der Messe zu verlassen geruhte, dann nämlich, wenn ihm die Ansprache des Geistlichen nicht gefiel.
Fast wäre die Besuchergruppe aufgrund von „unangebrachten Zwischenkommentaren“ von seiner Durchlaucht in die Pferdekutsche verfrachtet worden, um auf dem „Hohen Asperg“ einzusitzen. Spätestens da waren alle froh, nicht im Jahr 1788 zu leben.Mit der gelungenen und kurzweiligen Sommerveranstaltung bedankte sich die Koordinatorin der Individuellen Lernbegleitung für den Rems Murr Kreis, Kreisjugendring-Mitarbeiterin Angelika Roth, bei allen Lernbegleitern und Lernbegleiterinnen für das geleistete ehrenamtliche Engagement, mit dem sie Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen.
Ein guter Schulabschluss ist heutzutage eine Voraussetzung dafür, dass Jugendliche ihre Aussichten auf einen Ausbildungsplatz verbessern. Mit der individuellen Lernbegleitung soll an diesem Bedarf des einzelnen jungen Menschen angesetzt werden.
Freiwillig engagierte Lernbegleiter und -begleiterinnen unterstützen jeweils einen Jugendlichen dort, wo es nötig ist: sei es durch Lernunterstützung, Sprachförderung, Hilfe zur Lebensbewältigung und Lebensplanung sowie zur Stärkung der Persönlichkeit.
Die Lernbegleiter und -begleiterinnen sind für die einzelnen Jugendlichen verlässliche Partner und Partnerinnen, um mit ihnen ein Stück des Weges gemeinsam zurückzulegen.
In Zusammenarbeit mit den beteiligten Schulen werden Räume zur Verfügung gestellt und auch Lehrer und Lehrerinnen stehen bei dem Projekt mit Rat und Tat zur Seite.
Ergänzend dazu werden Lernbegleiter und -begleiterinnen durch Schulungen und Seminare auf ihre Arbeit vorbereitet und kontinuierlich betreut. Zusätzlich wird durch regelmäßige regionale Treffen inhaltlicher Austausch und gegenseitige Unterstützung gewährleistet.
Fünf Jahre lang wurde das Projekt im Rems-Murr-Kreis über das Kultusministerium finanziert, jetzt läuft es ohne diese Finanzierung über den Kreisjugendring weiter.
In Ludwigsburg durften die Lernbegleiter schließlich auch noch selber einiges dazulernen: Der Historiker und Autor Dr. Albert Sting holte die Gruppe zu einer kurzen Marktplatzbegehung ab. So konnten die Gäste unter anderem erfahren, wo der Dichter Eduard Mörike geboren wurde und dass der Marktplatz knapp 30 Meter „über dem Ludwigsburger Barockschloss“ thront.
Die Führung über den Marktplatz vermittelte Baugeschichtliches und Wissenswertes über den barocken Baumeister Donato Guiseppe Frisoni. Aber auch Theodor Heuss wurde zitiert, der den Marktplatz mit seinen beiden Kirchen und dem Marktbrunnen einmal als „stolzesten Platz, den Württemberg hat“ und „Mittelpunkt unseres Landes“ bezeichnete hatte.
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