Fit fürs Internet – angehende „Netzperten“ an der KFR
„Ein ‚Recht am eigenen Bild‘, dass es so etwas gibt, das habe ich gar nicht gewusst“, sagt der 14-Jährige Ugurkan. „Aber jetzt habe ich hier erfahren, dass auch die Freunde mich erst fragen müssen, wenn sie Bilder von mir ins Internet stellen. Das wissen viele nicht!“.
Ugurkan ist Schüler in der Karl-Friedrich Reinhard Werkrealschule in Schorndorf. Zusammen mit seiner Klasse 8b hat er eine Woche lang einen Intensivkurs in Sachen „Risiken und Chancen des Internets“ durchlaufen, zwei Unterrichtsstunden täglich. Themen wie Facebook, Cybermobbing, Strafrecht, Virtuelles Flirten aber auch Kritische Auseinandersetzung mit Sex und Pornografie im Internet standen auf dem Stundenplan.
„Den Schülerinnen und Schülern hat diese Art von Lernen spürbar Spaß gemacht“, so das Resumee von Schulsozialarbeiter Lars Piechot, der das Angebot als Teil seiner Präventionsarbeit an der Schule umgesetzt hat. Partner waren neben der Schulsozialarbeit auch die Mobile Jugendarbeit und die „Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt“ beim Kreisjugendamt, sowie das Referat Medienpädagogik des Kreisjugendrings und die Polizei.
Die Idee zu der Aktion hatte der Elternbeirat, der zu der aktuellen Thematik noch zusätzlich einen Elternabend plant. Und für diesen Elternabend haben die Schülerinnen und Schüler in angeleiteten Kleingruppen schon fleißig Informationen gesammelt und ihr neues Wissen auf Plakaten dokumentiert. Da stehen Überschriften wie „Was ist im Internet strafbar?“, „Wo kann man sich bei Cybermobbing Hilfe holen?“, „Was kann man tun, damit man nie gemobbt wird?“. Die Antworten wurden von den Schülern selbst formuliert und werden dann den Eltern vorgestellt.
Vor allem die Informationen über die Sicherheitseinstellungen bei Facebook waren für die Schülerinnen und Schüler sehr wichtig und auch direkt umsetzbar, so der Tenor in der Auswertungsrunde am Ende der Woche. „Ich habe herausgefunden, dass bei mir bei Facebook alles offen war – das habe ich jetzt gleich geädert“, sagt Dennis. Er wisse jetzt, dass sonst jeder mit seinen Einträgen irgendeinen Unsinn machen kann. Auch Isabell hat eine Menge Neues erfahren: „Man hat hier richtig viel über die Gefahren kennen gelernt. Zum Beispiel, dass man sich über`s Internet nicht mit Jungs verabreden soll, die man nicht wirklich kennt“. Und Saskia ergänzt: „Weil es viele Jungs gibt, die auf sexuelle Kontakte hinaus wollen – das fällt denen über Chats viel leichter als wenn sie einem gegenüber stehen“. Isabell findet es toll und gleichzeitig auch überraschend, dass die Schule solche Angebote macht. „Eigentlich ist das Internet ja privat!“, meint sie.
„Ihr habt einen sehr respektvollen Umgang miteinander in dieser Woche gepflegt“, spiegelt Robert Rymes vom Kreisjugendring in die Runde der Klasse 8b zurück. Und der Medienpädagoge bietet den Schülerinnen und Schülern noch ein weiteres Angebot: Wer möchte, kann an dem Thema dranbleiben und sich zum „Netzperten“, zum Experten im weltweiten Netz ausbilden lassen. Die „Netzperten“ sollen dann später ihr Wissen und ihre Ratschläge weitergeben an die Klassenstufe fünf an der KFR-Werkrealschule, damit die jüngeren Schüler Fehler im Internet erst gar nicht machen.
„Ihr lernt in dieser freiwilligen AG sehr viel. Am Ende werdet ihr mehr über das Internet wissen als die meisten Eltern und viele Lehrer“, verspricht Medienpädagoge Rymes, der diese Form der peer-to-peer Erziehung bereits an einer Schule in Winnenden erfolgreich erprobt hat. Die Schüler lernen außerdem, wie man Wissen anderen präsentiert. Und sie erhaltet schließlich nach der Schulung ein Zertifikat überreicht, das sie auch ihren Bewerbungsunterlagen beifügen können. „Also, wer hätte Lust, bei den ‚Netzperten‘ in seiner Freizeit mitzumachen?“, fragt Rymes in die Runde.
Das Ergebnis: Fast die Hälfte der Klasse, 9 von 21, wollen weitermachen und bald richtige „Netzperten“ sein.
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