„Netzperten“ am Bildungszentrum Weinstadt zum Einsatz bereit
13 Schülerinnen und Schüler haben die Ausbildung zum Internet-Experten durchlaufen
Natürlich sind sie alle in „Facebook“. Natürlich „posten“ sie alle und basteln fleißig an ihren persönlichen Profilen. Auch für die 13 Schülerinnen und Schüler aus dem Bildungszentrum Weinstadt, die sich einmal wöchentlich zum Thema Internet treffen, gehört „Facebook“ ganz selbstverständlich zum Alltag. Und doch gibt es Unterschiede – wenn man einmal näher hinschaut. Und genau das wollen die Jugendlichen tun, die sich in einer freiwilligen AG zu so genannten „Netzperten“ weiterbilden.
Schon nach ein paar Klicks auf „Facebook“ stellt die Gruppe der Jugendlichen im „Selbsttest“ fest: Nicht alle geben im „Buch der Gesichter“ gleich ihr ganzes Antlitz preis. Bei Marco zum Beispiel ist alles öffentlich. Mathis dagegen hat viel Sicherheit in sein Facebook-Profil eingebaut: „Freunde von Freunden“ dürfen bei ihm nicht zugreifen, nur seinen eigenen Freunden gesteht er das zu. Eine sinnvolle Entscheidung, meint Robert Rymes, der als Medienpädagoge des Kreisjugendrings Rems-Murr e.V. das „Netzperten“-Projekt leitet. Warum? Robert Rymes rechnet vor: Wer „Freunde von Freunden“ anklickt, der kommt bei einem einzigen Profil im Durchschnitt auf 300 Personen. Und auch die haben wieder im Schnitt 300 „Freunde von Freunden“. Macht im Ergebnis 90.000 Menschen, die potentiell Zugriff hätten. Selbst wenn man Doppelungen bereinigt, bleiben immer noch einige zehntausend übrig. „Das macht das Ganze praktisch öffentlich“, bringt es der Pädagoge auf den Punkt – und erntet dabei durchaus überraschte Gesichter bei den Jugendlichen.
Das Thema „Facebook“ ist eins von fünf inhaltlichen Komponenten der „Netzperten“-Schulung, die am Bildungszentrum Weinstadt in einer Kooperation von Schulsozialarbeit, den Schulen und dem Kreisjugendring durchgeführt wird. „Cybermobbing“ ist ein weiteres wichtiges Thema, genauso wie „Recht im Internet“, und „Sicher surfen“. Für die „Netzperten“ kommt noch ein spezieller Baustein hinzu, der da heißt: „Gruppen anleiten“. Genau darin liegt eine wichtige Qualität des Projekts: „Netzperten“ lernen den Umgang mit dem Internet nicht nur für sich, sondern sie geben ihr Wissen an ihrer Schule weiter: an jüngere Schülerinnen und Schüler, aber auch an Eltern und Lehrer. „Am Ende der 13 Einheiten wissen die angehenden „Netzperten“ sehr viel über die Chancen und Risiken des Internets, mehr als die meisten Erwachsenen, “ so Robert Rymes.
Von diesen Kompetenzen sollen andere profitieren – und zum Beispiel schmerzliche – oder auch teure! – Fehler im Umgang mit dem Internet erst gar nicht machen. Über diesen „peer to peer“-Ansatz sollen am Bildungszentrum Weinstadt alle drei Schularten gleichermaßen erreicht werden, Werkrealschule, Realschule und Gymnasium, aus allen drei Schulen sind Jugendliche bei den „Netzperten“ dabei. Außerdem beteiligt sich das Haus der Jugendarbeit an dem Projekt. Dessen Leiter, Peter Ladwein, sieht das Projekt als eine Art „freiwilliger Führerschein für das Internet“. Und er betont: „Es ist immer sehr effektvoll, wenn Gleichaltrige diese Themen bearbeiten – dann passt die Sprache, dann wird das angenommen“. Für Schulsozialarbeiterin Gabi Weber stecken in dem Projekt positive Chancen für die gesamte Schule: „Die Netzperten sind Internetexperten und Vorbilder für Schüler. Sie stehen ein für Werte und Verhaltensregeln im Internet“.
Inzwischen haben die „Netzperten“ ihre Ausbildung beendet. Während einer Einsetzungsfeier Anfang Mai erhielten sie von Herrn Meyer vom Stadtjugendreferat ihre Zertifikate – und stehen ab sofort für Einsätze an ihren Schulen zur Verfügung.
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